J. Norgate, Isaak A. Dorner. The Triune God and the Gospel of Salvation

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Jonathan Norgate, Isaak A. Dorner. The Triune God and the Gospel of Salvation (Studies in Systematic Theology), London / New York: T&T Clark 2009.

£ 65.00, viii + 234 pp. ISBN 978 0 567 26647 7.

Im Vorwort zur Christlichen Dogmatik im Entwurf (1927) führt Karl Barth eine Ahnenreihe theologischer Gestalten aus dem Neunzehnten Jahrhundert vor, aus welcher sich zeigen soll dass für ihn ‘keineswegs die theologische Neuzeit in globo als ein Feld voller Totenbeine beurteilt sein soll’. Neben enschieden ‘irregulären’ Theologen wie Kohlbrügge und Blumhardt erscheint in dieser Reihe auch der ausgesprochene Systematiker I.A. Dorner (1809-1884), dessen Durchbruchsversuch, wie Barth in dem ihm gewidmeten Porträt seiner neueren protestantischen Theologiegeschichte sagt, von seinen Zeitgenossen verkannt ist und deshalb ausserhalb der Hauptströmung der Zeit (auf der Linie die von Schleiermacher zu Ritschl führt) geraten ist. Barth schätzt z.B. das objektive Gehalt Dorners Glaubensbegriffs (als Synthese von Schleiermacher und Hegel, ja sogar diese Beiden überbietend), die Zentralstelle der Trinitätslehre (der er nach Pannenberg sogar die wichtige Kategorie der ‘Seinsweise’ – statt ‘Person’ – entnommen hat) und die erneuerte Lehre der Unveränderlichkeit Gottes. Letztendlich aber achtet Barth der von Dorner gewollte Durchbruch nicht gelungen, wegen einer nicht abgeschüttelnden Hörigkeit der philosophischen Evolutionismus seiner Zeit.

Norgate widmet diese von John Webster begleitete Untersuchung dem systematischen Hauptwerk Dorners, dem System der christlichen Glaubenslehre (1879f. in erster, posthum 1886-1887 in zweiter Auflage erschienen), zugespitzt auf die Frage der Kohärenz und Konsistenz zwischen der Lehre von Gott, und speziell von der Dreieinigkeit Gottes einerseits und der Lehre von Gottes Taten in der Schöpfung und namentlich in der Versöhnung andererseits. Man kann eine solche Fragestellung beschimpfen als eine Systembildung die ‘zu weit’ geht, man kann aber auch das theologische Anliegen preisen, wo von Gott niemals abstrakt und an sich gesprochen werden soll, sondern von Ihm in seiner heiligen Liebe immer in seiner Beziehung auf die von Ihm geliebten und in seiner Heiligkeit geurteilten und gerechtfertigten Kreatur, und wo umgekehrt auch vom Menschen niemals abstrakt und an sich gesprochen werden soll, sondern immer von ihm als der in Seinem Bild geschaffenen und in Christus, in wem Gott sich eine Humanität geschaffen hat in welchem es einen Ort für Ihn gibt und in welchem er gehörchet wird, geliebten Kreatur. Damit werden viele Fragen, namentlich auch in den Prolegomena, eingeklammert, aber damit wird zugleich auch eine schöne Konzentration auf eine dogmatische Hauptfrage und damit eine richtige und wichtige Einsicht in einem ursprünglichen und wirklich durchkomponierten Entwurf erreicht. 

Obwohl die Vergleichung zwischen Dorners System und Barths Kirchlichen Dogmatik keinen selbständigen Gegenstand dieser Studie bildet, ist es klar, dass es vielsagende Unterschiede zwischen den Beiden gibt: bei Barth ist die Persönlichkeit Gottes nicht wie bei Dorner Ergebnis der drei Seinsweisen, hat die Humanität Christi ein anderer Stellenwert und fehlt die Rede von den in die Schöpfung gelegten göttlichen Zielen im Hinblick auf das kommende Reich (obwohl diese Ziele bei Dorner nie wie bei Hegel zu einer rein immanenten Teleologie führen). Dennoch zeigt Norgate auf überzeugender Weise, dass das nicht nur Dorner, aber sicherlich auch Dorner betreffenden Urteil, dass hier ‘als der göttliche Schöpfungszweck sehr schlicht der ideale Mensch, der Prozess seiner Spiritualisierung oder Deifizierung sichtbar wird’ (KD III/1, 49-50), was Dorner anbelangt letztendlich für ein Fehlurteil gehalten werden muss (Siehe die Seiten 85-96; S. 86: dieser Satz ist ‘an overstatement’). Wie so oft bei den theologiegeschichtlichen Exkursen in der Kirchlichen Dogmatik, zeigt es sich auch hier, wie wenig es sich lohnt, Barths dogmatische Abgrenzungen auch als letzte historiographische Wahrheiten aufzugreifen. Der Partner mit welchem Barth im intensiven Gespräch ist, muss immer auch noch mit seiner eigenen Stimme von uns Späteren gehört werden. Solch ein Hören hat Jonathan Norgate uns vorbildlich vorgeführt.

Rinse Reeling Brouwer

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R.H. Reeling Brouwer

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